Schüleraustausch mit Rio de Janeiro
Als im September 2024 Gäste aus Rio de Janeiro die Offene Schule Babenhausen besuchten, stand der Gegenbesuch in Südamerika bereits fest auf der Agenda. Anfang Juni brachen 29 Jugendliche der neunten und zehnten Klassen der Joachim-Schumann-Schule zusammen mit ihren Lehrern Heike Vogel und Andreas Murmann auf, um die Partnerschule in der brasilianischen Metropole zu besuchen. Anlass für diesen außergewöhnlichen Austausch war eine Anfrage von Claudia Skworzow, einer ehemaligen Lehrerin der Offenen Schule, die vor einigen Jahren an die Deutsche Schule in der ehemaligen brasilianischen Hauptstadt wechselte. Für den regelmäßigen Schüleraustausch der Escola Alemã Corcovado mit Deutschland wurde ein neuer Partner gesucht und so kam Skworzows ehemalige Schule zu einem interkontinentalen Schüleraustausch.
Reisen bildet – und das stand neben der persönlichen Begegnung der Jugendlichen ganz klar im Mittelpunkt der Reise. Natürlich gehörten auch touristische Höhepunkte dazu: Schon am ersten Tag ging es nach einem Schulrundgang auf den Zuckerhut und ein paar Tage später auf den Corcovado mit seiner weltbekannten Christusstatue. Diese kann sogar vom Schulhof der Partnerschule aus gesehen werden und ist namengebend für die Schule. Die Privatschule liegt im Stadtteil Botafogo, in der wohlhabenden Südzone Rio de Janeiros, mitten im ehemaligen Botschaftsviertel. Das Hauptgebäude war sogar einst die Botschaft der Vereinigten Staaten. Ein tropischer Garten und ein repräsentatives historisches Hauptgebäude prägen die seit sechzig Jahren bestehende Schule, die über einen deutschsprachigen Zweig mit dem Abitur als Abschluss sowie einen portugiesischsprachigen Zweig mit Deutsch als Fremdsprache verfügt. Knapp 1 300 Schüler vom Kindergarten bis zum Abiturienten gehören der Schulgemeinde an, von denen jeweils die kompletten achten und zehnten Jahrgänge jedes Jahr für drei Wochen nach Deutschland reisen.
Bereits am ersten Tag ging es mit der Seilbahn auf den Zuckerhut, wo sich ein atemberaubender Blick über Bucht und Stadt bot. Mit diesem ersten Höhepunkt der Reise war die Erkenntnis verbunden, dass man seine Snacks gegebenenfalls auch gegen Affen oder Nasenbären verteidigen muss. „Ich kann kaum glauben, dass ich gerade hier bin“, war dabei öfter von den deutschen Jugendlichen zu hören.
Jeder Morgen begann mit Portugiesischunterricht in der deutschen Schule, anschließend wurde bei Ausflügen die Umgebung erkundet. Das Spektrum reichte dabei von der Kolonialgeschichte (Forte Santa Cruz) bis zur Naturkunde mit Besuchen im Botanischen Garten oder im Weltnaturerbe des Tijuca Nationalparks, um dort den Regenwald der Mata Atlantica kennenzulernen, der eine extrem hohe Artenvielfalt besitzt. Zum Abschluss der fast dreiwöchigen Reise führte diese noch für einige Tage in den Bundesstaat Minas Gerais, wo neben zahlreichen Kolonialgebäuden auch die Savannenlandschaft des Cerrado erkundet werden konnte.
Es wurde auch sportlich: Kleine Wanderungen oder eine Drachenbootfahrt an der Küste hielten die jungen Reisenden in Bewegung und die berühmten Strände von Ipanema oder Copacabana wurden nach dem Tagesprogramm immer wieder gerne aufgesucht.
Mit 9.600 Kilometern Entfernung war dies mit Sicherheit die bislang weiteste Schülerreise in der Geschichte der Offenen Schule. Für die Jugendlichen bot sich eine einzigartige Gelegenheit, ihren Horizont zu erweitern, und auch die Gastgeber konnten profitieren, indem sie ihre Sprachkenntnisse mit Muttersprachlern weiter trainierten. In Rio „ist fast alles anders als bei uns“, stellten die hessischen Schüler fest, und sie haben nach der neunzehntägigen Reise eine Menge zu berichten.